Verfolgt man die öffentlichen sowie die sozialen Medien, so finden sich immer wieder falsche oder stark verfälschende Aussagen zur elektronischen Patientenakte (kurz ePA) nach § 341 SGB V. (ehemals § 291a)
Durch die kontinuierliche Wiederholung werden die falschen Aussagen nicht richtiger, sie verfestigen sich aber in der öffentlichen Meinung und je öfter "Fake News" wiederholt werden, desto eher fangen wir an zu glauben, dass sie vielleicht doch korrekt sind. Dies kann dann zu persönlichen Fehlentscheidungen oder gesellschaftlichen Entwicklungen führen, die (in dieser Form) nicht getroffen worden wären und nicht stattgefunden hätten, hätte man die Faktenlage gekannt.
Entsprechend möchte ich mit dieser Website nicht belehren oder die ePA in den Himmel loben, sondern schlicht zu den Aspekten, zu denen ich wiederholt Falsches im Netz oder in den Medien sehe und lese oder Unsicherheiten bei den Beteiligten und Betroffenen wahrnehme, korrigierende und erläuternde Fakten liefern. Aber auch Schwächen oder Unvollständigkeiten der ePA gehören für ein vollständiges Bild der Darstellung dazu.
So sollte jeder für sich die Chance bekommen, auf Grundlage von Fakten zu entscheiden, ob die ePA für ihn oder sie und für unsere Gesellschaft insgesamt eher einen Nutzen oder einen Schaden bringt.
Ich habe ein Problem mit "Fake News", und dies umso mehr, wenn diese bewusst zur Irreführung und zur Erreichung persönlicher Ziele in Umlauf gebracht werden. Vermutlich hat sich mein Unbehagen diesbezüglich in den letzten Jahren durch einen gewissen amerikanischen Präsidenten sowie neue politische Strömungen in Europa und in unserem Land verstärkt. Es war für mich unvorstellbar, dass dermaßen hemmungslos - und auch bewusst! - Falschaussagen gestreut und verteidigt werden, um persönliche Vorteile zu erlangen. Koste es, was es wolle.
Auf globaler politischer Ebene kann ich persönlich nicht viel dagegen setzen. Im Bereich der ePA hingegen schon!
Nach 12 Jahren fachlicher und disziplinarischer Führungspositionen in der gematik GmbH kenne ich die Inhalte und Zusammenhäng zu der Telematikinfrastruktur (kurz TI) aus nächster Nähe. Ich kenne sowohl die technisch-organisatorischen Fakten als auch die Gründe und Verhandlungen sowie die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die zu diesen Ergebnissen geführt haben.
Und ich kenne die ePA wie vermutlich nur wenige sonst:
Als Leiter des gematik-Produktmanagements war ich seit Anfang 2017 als fachlicher Produktmanager praktisch von Beginn an verantwortlich für die Konzeption der ePA. Das gesamte fachliche Konzept, das Nutzenversprechen an die Zielgruppen, die Anwendungsfälle, das Daten- und Betriebsdesign, die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und des Datenschutzes sowie der IT-Sicherheit auf konzeptioneller Ebene - all das entstand unter meiner fachlichen Leitung und mit mir als treibender Kraft sowie einem tollen Team aus Projektleiter, Prozessdesignern, IT-Architekten, Sicherheitsexperten, Kryptologen, Betriebsexperten, Juristen und Datenschützern. Immer in enger Abstimmung und im Konsens mit den Vertretern der Selbstverwaltung des deutschen Gesundheitswesens (welche am Ende als Gesellschafter der gematik die Ergebnisse in dieser Form beschlossen haben) sowie den Vertretern des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) als auch den Mitarbeitern des Datenschutzes (auf Bundes- und Länderebene).
Anschließend wurde das Team um weitere Spezialisten erweitert und das fachliche Konzept unter der Leitung des technischen Produktmanagers für TI-Anwendungen in die Spezifikationen und Zulassungsverfahren überführt - immer in enger Abstimmung mit meiner fachlichen Leitung.
Parallel zu den technischen Spezifikationen entstanden unter meiner fachlichen Leitung die Demonstratoren für Primärsysteme (PVS) sowie das Smartphone-Frontend des Versicherten, die zeigen, wie die ePA durch Ärzte und Versicherte ganz praktisch und einfach genutzt werden kann.
Kurzum: Ich darf behaupten, ich bin mit der ePA bestens vertraut.
Ich habe die ePA immer als Chance gesehen, sowohl die medizinische Versorgung in Deutschland als auch die Selbstbestimmtheit der Patienten einen großen Schritt nach vorn zu bringen - unter Wahrung höchster Sicherheits- und Datenschutzanforderungen. Echten Nutzen zu erzeugen, das treibt mich an. Daher ist die ePA in dieser Form auch das Resultat unzähliger Gespräche mit Ärzten, Zahnärzten, medizinischen Fachangestellten und jeder Menge Patienten, deren Bedürfnisse und Wünsche wir über diese Gespräche ermittelt haben. Ich bin davon überzeugt, dass die ePA ein bislang unbekanntes Niveau an Datenschutz und Informationssicherheit für Patientenakten erreicht und dabei gleichzeigt für jeden der rund 73 Mio. gesetzlich Versicherten einen echten Nutzen erzeugen kann - bei zugleich einfachster Bedienung für alle Beteiligten, denn darauf haben wir die ePA ausgerichtet.
Nachdem ich nun seit dem 01.11.2019 als freier Berater tätig bin, kann ich meine Erfahrungen und Kenntnisse zur ePA eigenverantwortlich zur Verfügung stellen. Es ist mir ein Anliegen, die Diskussionen zur ePA um Fakten anzureichern und somit jedem Arzt und jedem Patienten (und jedem Journalisten) die Möglichkeit zu geben, seine eigenen Einschätzungen und Entscheidungen hinsichtlich der ePA fundierter treffen zu können. Wie Sie am Ende über die ePA denken, ist in diesem Land zum Glück Ihre eigene Sache. Ich würde mich aber freuen, wenn ich Ihnen dabei helfen könnte, dass Ihre Meinung und Entscheidung nicht mehr auf Halbwahrheiten oder - schlimmer noch - auf Falschmeldungen beruhen, sondern auf belegbaren Fakten.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen meiner Beiträge, die ich versuchen werde, kontinuierlich um weitere Themen anzureichern. Sollten mir dabei Fehler unterlaufen, Passagen unverständlich oder unvollständig erscheinen oder Ihnen wichtige Themen fehlen, lade ich Sie alle herzlich ein, sich dazu über Twitter mit mir auszutauschen: https://twitter.com/MLangguth.